Jedes Jahr gibt es unzählige Protest- und Gedenktage: Muttertag, Vatertag, Valentinstag, Weltfrauentag, Tag des Lärmes, Tag des Bieres, Weltvegetariertag, Welttag des Fernsehens und unzählige mehr.
Was bringen uns diese Tage? – In erster Linie regen sie uns nur zum Kauf von Blumen oder Pralinen an oder beruhigen unser schlechtes Gewissen. So, dann ist aber auch genug! Und schon kommt der nächste Gedenktag.
Am 5. Mai, dem Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, werden jedoch nur allzu selten Blumen oder gar Pralinen verschenkt. Obwohl dies zahlreiche Menschen mit und ohne Behinderung verdient hätten. Diese nämlich, die sich tagtäglich für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung einsetzen.
Diese Menschen haben in den letzten Jahren einige Änderungen und Verbesserungen erreicht: die Aufnahme eines Benachteiligungsverbotes für Behinderte in das Grundgesetz, die Gleichstellungsgesetze traten in Kraft, die Antidiskriminierungsbestimmungen werden umgesetzt. Im letzten Jahr wurden beim Bundesteilhabegesetz (BTHG) Veränderungen erreicht und damit noch Schlimmeres verhindert. Dies geschah aufgrund von massiven Protesten und aktive Beteiligung von behinderten Menschen, Selbsthilfeverbänden usw.
Diese Erfolge gehen schnell im alltäglichen Kampf unter. Auch wenn das Ziel der völligen Gleichstellung von Menschen mit Behinderung noch in weiter Ferne zu liegen scheint, ist es durchaus angemessen ab und an innezuhalten und sich und seinen Mitstreiterinnen und Mitstreiterinnen anerkennend und aufmunternd auf die Schultern zu klopfen.
Allzu oft werden Gedenktage zu jährlichen Alibiveranstaltungen, auf denen Lippenbekenntnisse die Gewissen beruhigen – wann war noch gleich Muttertag? Auch der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung scheint oftmals diesem Zwecke zu dienen. Sich einmal im Jahr medienwirksam den Anliegen behinderter Menschen zuzuwenden ist nicht genug. Der 5. Mai ist ein Protesttag. Er ist nicht der Tag der Behinderten, an dem die Betroffenen einmal im Jahr an die Öffentlichkeit gelassen werden. Genauso wenig wie der zweite Sonntag im Mai (Muttertag, merken!) der einzige Tag im Jahr sein sollte an dem die Mütter wertgeschätzt werden.
Deshalb ist es wichtig, das Thema der Gleichstellung behinderter Menschen weiterhin in den Blick der öffentlichen Aufmerksamkeit zu bringen und dort zu halten. Dazu regt dieser Protesttag an. Eine umfassende Inklusion von behinderten Menschen, die allen Menschen zugutekommt, damit Aussonderung und Ausgrenzung der Vergangenheit angehört, muss erreicht werden. Dafür lohnt es sich, sich weiterhin einzusetzen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben (KSL) für den Regierungsbezirk Köln werden sich auch in Zukunft für Menschenrechte und die Würde behinderter Menschen einsetzen.