Am 13. September trotzten rund 150 Menschen mit und ohne Behinderung den widrigen Wetterbedingungen, um gegen die Pläne der Landesregierung die Landesbauordnung auszusetzen zu demonstrieren. Die Demonstrierenden waren einem Aufruf des Sozialverbandes Deutschland, des VdK, der LAG Selbsthilfe NRW und dem Landverband Selbstbestimmt Leben NRW gefolgt und machten ihrem Ärger vor dem Landtag in Düsseldorf Luft. Sie befürchten, dass die Quote für rollstuhlgerechte Wohnungen in der Landesbauordnung gekippt werden soll. Dies wäre ein gewaltiger Rückschritt für alle Menschen, die bereits heute auf eine rollstuhlgerechte Wohnung angewiesen sind.
Zu Beginn seiner Rede zeigte Horst Ladenberger vom Zentrum für selbstbestimmtes Leben (ZsL) Köln kein Verständnis für die Aufschiebung des Inkrafttretens der novellierten Landesbauordnung (LBO) durch die neue schwarz-gelbe Landesregierung, die in vielen Jahren zwischen den Betroffenenverbänden und der bisherigen Landesregierung intensiv diskutiert worden seien. Ladenberger betonte, dass viele Betroffene das in der UN-Behindertenkonvention verbriefte Menschenrecht auf die freie Wahl der Wohnform nicht wahrnehmen könnten, weil es in NRW an rollstuhlgerechten Wohnungen mangele. „Nur auf die Eigenverantwortung von Investoren zu setzen, hat in den Schlamassel geführt, in dem wir uns heute befinden“, so Ladenberger. Perspektivisch fehlen in NRW 500.000 barrierefreie und rollstuhlgerechte Wohnungen. Deutlich wandte sich Ladenberger gegen die Behauptungen, barrierefreie und rollstuhlgerechte Wohnungen seien um bis zu 20% teurer als „normale“ Wohnungen. Dies sei nachweislich falsch, wie belastbare Gutachten bewiesen hätten, weil der tatsähcliche Mehraufwand bei lediglich 0,5% liege. „Barrierefreiheit braucht kein Moratorium, sondern eine flächendeckende Umsetzung. Jetzt!“, schloß Ladenberger unter großem Applaus der Zuhörenden.
Rede von Horst Ladenberger auf Youtube
Anschließend waren es spontane, kurze und prägnante Wortbeiträge, die von den Demonstrationsteilnehmern mit zustimmendem Applaus bedacht wurden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten lautstark mit Trillerpfeifen und Rasseln so auf sich aufmerksam, sodass einige Landtagsabgeordnete die Plenarsitzung mit der ersten Regierungserklärung von Ministerpräsident Armin Laschet verließen und zu den Demonstrierenden kamen.
Aussagen anderer Demo-Teilnehmer_innen auf Youtube