Eine Hoffnungsträgerin in Rumänien

Raluca Popescu (26) lebt in Timisoara, Rumänien. Sie ist eine Menschenrechtsaktivistin und arbeitet als Public-Relation-Assistentin bei Ceva de Spus, einer Interessenvertretung von Menschen mit physischen und psychischen Beeinträchtigungen. Im Juni diesen Jahres wurde zur Gemeinderätin ihrer Heimatstadt gewählt.
1. Was verstehst du unter „Selbstbestimmt Leben“?
Für mich bedeutet „Selbstständig Leben“ Entscheidungen treffen zu können, Kontrolle über mein eigenes Leben zu haben, die richtige Unterstützung zu erfahren, ZUGANG zu haben, überall hinzukommen wo ich will, das Leben zu leben und zu genießen wie jeder andere auch.
2. Erzähle uns von deiner neuen Position. Was sind deine Pläne in deiner neuen Rolle?
Am 5. Juni 2016 wurde ich zur Gemeinderätin in Timisoara gewählt. Ich war von der Unterstützung der Gemeinde überwältigt. Allerdings bin ich mir auch meiner großen Verantwortung in den kommenden Jahren bewusst. In meiner neuen Position will ich die Stimme für Menschen mit Behinderung sein und für deren Rechte im Gemeinderat kämpfen. In den kommenden vier Jahren wird ein verstärktes Augenmerk auf der Berrierefreiheit der Stadt liegen.
3. Welche Möglichkeiten ergeben sich dadurch für die Gemeinschaft der behinderten Menschen?
Einen Menschen mit Behinderung im Gemeinderat zu haben ist für Timisoara ein Novum. In der langjährigen Geschichte der Stadt gab es noch keine behinderte Person, die in der Kommunalpolitik aktiv war. Durch meine Position kann ich für Menschen mit Behinderung eine Bezugsperson auf einer höheren politischen Ebene sein, die sich mit ihren Problemen identifizieren, ihnen zuhören und sie verstehen, sie repräsentieren und für sie kämpfen kann. Hoffentlich wird dies neue Türen öffnen.
4. Wie hast du die Position die du heute innehast erreicht? Welche Unterstützung hast du dabei erfahren?
Ich habe meine Position dadurch erreicht, dass ich konkrete Anträge eingereicht habe, um die Anliegen behinderter Menschen, die ich vertrete, anzusprechen. Daraufhin wurde ich ordnungsgemäß gewählt.
5. Mit welchen Hauptproblemen sehen sich behinderte Menschen in Rumänien konfrontiert?
Im Moment gibt es viele Probleme in Rumänien. Die mangelnde Barrierefreiheit, die fehlende Unterstützung durch die Gemeinde, wo Menschen noch immer isoliert in Wohnheimen leben, falsche Vorstellungen von Menschen mit Behinderung und andere Probleme.
6. Ist die Sebstbestimmt-Leben-Philosophie den behinderten Menschen und der breiten Öffentlichkeit in Rumänien bekannt?
Unglücklicherweise liegt noch viel Arbeit vor uns, bis diese Philosophie verstanden und akzeptiert werden wird. Aber ich bin hoffnungsvoll, dass meine neue Position einen vielversprechenden Anfangspunkt auf diesem Weg markiert.
(Quelle: www.enil.eu)